Im Mittelpunkt der Veranstaltung der Landesvertretung Baden-Württemberg standen die Forschungsergebnisse des Projekts SOSEC und der Umgang mit gesellschaftlichen Spaltungen in Krisenzeiten. Die Veranstaltung bot zudem Einblicke in weitere innovative Forschungsprojekte und die Möglichkeit zum Austausch mit Fachleuten aus Politik, Wissenschaft und Industrie.

Am 26. September 2024 stand die Forschung zur digitalen Demokratie im Fokus einer hochkarätig besetzten Veranstaltung in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg in Berlin. Die zentrale Frage des Abends: Wie können wir digitale Technologien nutzen, um Demokratie zu stärken, anstatt sie zu gefährden? Wissenschaftler*innen, Politiker*innen und Journalist*innen diskutierten über die Herausforderungen angesichts von Desinformation und Polarisierung und die Chancen, mit Technologien diesen Entwicklungen entgegenzuwirken. In einem Superwahljahr, in dem über die Hälfte der Weltbevölkerung ihr Wahlrecht ausübt, nehmen gesellschaftliche Spannungen zu, die durch Desinformationskampagnen und globale Krisen verstärkt werden. Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und soziale Netzwerke tragen zusätzlich zur Dynamik dieser Entwicklungen bei.

Forschungsergebnisse aus SOSEC-Projekt vorgestellt

Im Rahmen der Veranstaltung wurden aktuelle Ergebnisse aus unserem Forschungsprojekt SOSEC – Social Sentiments in Times of Crises vorgestellt. Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, betonte in ihrer Rede die Relevanz dieser Forschung gerade in Krisenzeiten: „Mit dem House of Participation hat das Karlsruher Forschungszentrum Informatik einen Ort geschaffen, an dem Expertinnen und Experten der Informatik mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Demokratieforschung zusammentreffen. In einer Zeit, in der wir rasante Umbrüche erleben, halte ich es für besonders wichtig zu analysieren, wie es den Menschen geht und wie sich relevante Ereignisse auf unsere Meinung und Verhalten auswirken.“ Hendrik Lehmann vom Tagesspiegel Innovation Lab, mit dem wir im Rahmen  von SOSEC kooperieren, gab in seinem Vortrag Einblicke in die Arbeit des Datenjournalismus und präsentierte Forschungsdaten aus SOSEC, die Eingang in Tagesspiegelartikel gefunden haben.

Im Anschluss diskutierten Gilda Sahebi, Journalistin und Autorin, sowie Dr. Jonas Fegert, Leiter des FZI House of Participation, unter Moderation von Dinah Riese (taz) mit der Ministerin über die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die sich durch zunehmend digitalisierte Kommunikationsräume ergeben. Es ging aber auch darum, welchen Beitrag digitale Technologien (wie z.B. KI) und datengestützte Ansätze in Forschung und Journalismus einen Beitrag zur resilienten Demokratie leisten können.

Interdisziplinäre Forschung für eine resiliente Demokratie

Die Veranstaltung hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig interdisziplinäre Forschung und technologiegestützte Ansätze für eine resiliente Demokratie sind. Gerade in Zeiten zunehmender Spaltung ist es entscheidend, diese Entwicklungen mit wissenschaftlich fundierten Ansätzen zu begleiten und Lösungen zu entwickeln. SOSEC spielt hier eine wichtige Rolle. Mit seinem einzigartigen Studiendesign, das umfassende Umfragedaten mit KI-getriebener Auswertung von News-Events und einem Social Media Monitoring kombiniert, lassen sich die Entwicklungen in der deutschen und US-amerikanischen Gesellschaft nachvollziehen. So wird die gesellschaftliche Stimmung beobachtet und bewertet, um aus den gewonnen Erkenntnissen Handlungsempfehlungen abzuleiten, die demokratische Strukturen fördern.

Persönlicher Austausch und Vorstellung digitaler Forschungsansätze

Im Anschluss an die Panel-Diskussion hatten die Gäste Gelegenheit, in persönlichen Gesprächen mit Akteur*innen aus Wissenschaft, Industrie und politischen Institutionen die Diskussion zu vertiefen und sich an verschiedenen Demonstratoren über aktuelle Forschungsprojekte zu informieren. Unter anderem konnten sich die Teilnehmenden am SOSEC-Dashboard über Ergebnisse aus der laufenden Panelumfrage informieren. Das in der Entwicklung befindliche Dashboard ermöglicht es, sich interaktiv mit den mit den Umfragedaten auseinanderzusetzen. 

Desinformation

Das Projekt DeFaktS zielt darauf ab, Desinformationskampagnen durch Offenlegung der zugrundeliegenden Faktoren und Stilmittel zu bekämpfen. Mithilfe einer erklärbaren Künstlichen Intelligenz werden Nachrichten aus  Social-Media- und Messenger Gruppen analysiert, um User*innen transparent vor Desinformation zu warnen. 

Der Large Language Media Manipulator (LLMM-Demonstrator) zeigt, wie Sprachmodelle genutzt werden können, um Informationen zu manipulieren, indem er aktuelle Nachrichtenartikel automatisiert bearbeitet und dabei Veränderungen im Stil oder der politischen Ausrichtung vornimmt. Ziel ist es, die Technologie verständlich zu erklären und das Bewusstsein für die Leichtigkeit der Informationsmanipulation zu schärfen, um kritisches Denken und die Überprüfung von Quellen zu fördern.

Gesellschaftliche Spaltung

Im Rahmen des Projekts SOSEC wird ein Forschungsdesign zur Erfassung und Prognose gesellschaftlicher Stimmungen entwickelt. Durch Umfragen und die Analyse von Paneldaten, ergänzt durch Nachrichtenereignisse und Social-Media-Daten, wird die Grundstimmung in Krisensituationen bewertet, um im Falle potenzieller Krisen Gegenmaßnahmen zu entwickeln und so unsere Demokratie zu stärken.

Digitale Partizipation

Das Projekt VIRTUS entwickelt eine Virtual-Reality-Plattform, um digitale Partizipation in der Stadtplanung zu ermöglichen, indem es Bürger*innen sowohl vor Ort als auch virtuell Zugang zu Stadträumen und 3D-Modellen bietet. Ziel ist es, ein immersives Partizipationsdesign zu schaffen, das eine breite und barrierefreie Beteiligung an Planungsprozessen ermöglicht.